“Captain America 2: The Return Of The First Avenger” – Kritik

captain_america_the_first_avenger_xlg (Custom)Autor: Christoph Brach

“Cap” is back! Und zwar mit einem Paukenschlag. „The Return of the First Avenger“ ist bereits vorweg gesagt, die wohl gelungenste Fortsetzung eines Marvel-Abenteuers seit Marvel sein “Cinematic Universe” gestartet hat. Nachdem der erste Teil zu sehr in Comic-Nostalgie schwelgte und der Auftritt des Captain in “The Avengers” etwas blass geriet, wird nun ein filmisches Feuerwerk abgebrannt, dass sogar den Vergleich mit der Batman-Trilogie von Christopher Nolan nicht zu scheuen braucht. Die Ernsthaftigkeit die hier an den Tag gelegt wird, ist sogar am direktesten mit der Trilogie des dunklen Ritters vergleichbar, so lässt aber ebenso wie die DC-Verfilmung auch der neueste Ausflug ins Marvel-Universum einen gewissen augenzwinkernden Humor missen. Trotz allem – bombastisches Actionkino. 

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Steve Rogers alias Captain America (Chris Evans) ist langsam in der heutigen Welt angekommen und nach den Ereignissen in New York steht er nun in den Diensten von S.H.I.E.L.D. und unter der Leitung des ewig grimmigen Nick Fury (Samuel L. Jackson). Tatkräftige Unterstützung bekommt er diesmal vor allem von der schönen Superagentin Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johannson). Doch schon bei ihrer ersten gemeinsamen Mission merkt Rogers, dass S.H.I.E.L.D. ihm scheinbar viele Informationen vorenthält und er ernsthaft an seiner Stellung und Funktion in dieser Institution zweifelt. Als Nick Fury dann knapp einem Attentat entkommt findet sich der “Captain” plötzlich in mitten einer Verschwörung wieder, die ihn vor schwerwiegende Entscheidungen stellt. Wer ist Freund und wer ist Feind?

Wie schon bei „Thor – The Dark Kingdom“ (Alan Taylor) setzten die Produzenten von „The Return of the First Avenger“ auf einen eher unbekannten Regisseur aus der TV-Welt bzw. in diesem besonderen Fall auf das Bruderpaar Anthony und Joe Russo und das stellt sich wieder mal als kluger Schachzug heraus. Gute TV-Regisseure haben ihre Figuren oft besser im Blick als so mancher Kinoregisseur und das spürt man in fast jeder Minute dieses Films. Den Charakteren wird ausreichend Raum für ihre Entwicklung gegeben und ihre Motivationen werden der Motor für eine starke, komplexe Story. Man spürt förmlich, wie sich die Autoren vom Ballast der Charaktereinführung befreien und endlich mit den eigentlichen Konflikten durchstarten können. Der Film nimmt schon nach wenigen Minuten richtig Fahrt auf und der Spannungsbogen reißt bis zum Ende nicht ab.

Was wir hier erleben dürfen ist für eine Comicverfilmung ungewöhnlich bodenständig. An vielen Stellen fühlt man sich eher an einen James-Bond-Film oder die Bourne-Trilogie erinnert. Den Actionszenen sieht man dies besonders an: Hier gibt es nur selten ein buntes Effektgewitter wie bei den Avengers, sondern handgemachte, brutale Kampfszenen und Verfolgungsjagden, die schon jetzt zu den Stärksten dieses Jahres gehören.

All das wird verbunden durch eine kluge Spionagehandlung und wenn Robert Redford als der politische Kopf von S.H.I.E.L.D. auf der Leinwand auftaucht fühlt man sich an die Verschwörungsthriller der 70er Jahre wie zum Beispiel „Die drei Tage des Condors“ erinnert. Wer denkt hier erwartet ihn eine Lehrstunde in US-amerikanischem Patriotismus, wird eines Besseren belehrt. Hier weht keine US-Flagge im Wind, im Gegenteil. Das Misstrauen und die Zweifel des Captain America spiegeln die Gefühle einer westlichen Gesellschaft wieder, die langsam ihre Identität und ihr Vertrauen in die Politik verliert. Hatte der Captain während des 2. Weltkrieges noch klare Feindbilder und Werte, so verschwimmen diese in der Gegenwart zunehmendst. Plötzlich kämpft er gegen “Geister”, Verräter und Schatten aus der Vergangenheit und sie werden zum Beispiel brilliant personifiziert in dem mysteriösen “Winter Soldier”, einem gesichtslosen, stummen Zerstörer. Hier liegen die großen Stärken des Films und durch die aktuelle politische Lage, Stichwort: NSA-Skandal, bekommt der Film eine Brisanz, die man nicht unterschätzen sollte.

Um nochmal auf den Vergleich mit den Batman-Filmen zurück zu kommen und auch damit zu den Schwächen: Es fehlt dem Film das Joker- bzw. Two-Face-Gen. Die Bösewichte in „The Return of the First Avenger“ sind gut gezeichnet, aber können eben nicht mit der moralischen Komplexität der Streiter in Gotham City mithalten. Und hier zeigt sich auch eine weitere Schwäche, welche im Konzept des “Marvel Cinematic Universe” begründet liegt: Man fragt sich permanent während des Films, wo denn Tony Stark, Hawkeye und die anderen bleiben, denn immerhin wird die Zentrale von S.H.I.E.L.D. direkt angegriffen. Sind die Avengers wirklich alle so beschäftigt, dass sie nicht mal anrufen können? Eine Problematik mit der auch schon „Iron Man 3“ zu kämpfen hatte aber auf den großen Erfolg von „The Avengers“ zurückzuführen ist.

Fazit: “The Return of the First Avenger” ist natürlich kein Meisterwerk, aber er ist nichts desto trotz eine enorm starke Comicverfilmung voller Tempo, Spannung, dynamischer Actionszenen und gesellschaftskritischer Brisanz und somit mehr als nur ein blutleerer Blockbuster. Der “Cap” rockt!

Wertung: 8.5/10

Regisseur: Anthony Russo & Joe Russo Drehbuch: Christopher Markus & Stephem McFeely Schauspieler: Chris Evans; Scarlett Johansson; Sebastian Stan; Anthony Mackie; Robert Redford; Samuel L. Jackson Erscheinungsjahr: 2014 Produktionsland: USA Länge: ca. 128 Minuten

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