Ein Erzähltempo, eine Langsamkeit, dass man glauben könnte dieser Film ginge rückwärts, durchdringt, befüllt und ja erquickt „POLT.“ vom ersten Wimpernschlag bis hin zum letzten Atemzug. Das erfordert Geduld; zunächst, und womöglich ein gewisses Faible für den österreichischen Film. Wer diese beiden, mithin löblichen Eigenschaften des Charakters mitbringt, schaltet hier ein, wer nicht, besser um. Zu RTL oder dem nächstbesten Onlineanbieter um sich überreizt die aktuellste Materialschlacht aus der Monokultur Hollywood zu gönnen. – Eine maßlose Übertreibung freilich. Doch cineastische Reisen in die ach so menschliche Langsamkeit des Seins der Marke „POLT.“ , lehren einem eine verlockende Direktheit der eigenen Meinung gegenüber.
Aber um der Klippe zeitloser, oder besser zeitverschwenderischer, Abschweifung nicht zur Gänze anheim zu fallen, wird der Herr Verfasser dieser Zeilen das Tempo der selbigen ein wenig anziehen.
Kommen wir zum Plot von „POLT.“. Das klingt fast nach Punkt. Nach Ende. Nach ‚Friss oder Stirb‘ und allerlei Ruhen in sich selbst.
Niederösterreich. Ein verschlafenes, um nicht zu sagen komatöses, Dorf fernab von allem doch immerhin am Rande der großen Weinanbaugebiete. Dort hat sich der ehemalige Chefinspektor Polt (Erwin Steinhauer) des Stresses wegen mitten in seinem früheren Tätigkeitsbereich vorzeitig zur Ruhe gesetzt. Nun betreut er ehrenamtlich eine Vereinskneipe, fährt Fahrrad, genießt den Wein bei einem Tratsch mit den bestens bekannten Dorfälteren und genießt den Wein gleich noch einmal. Denn der ist gut. Auch jener vom Feierabend-Winzer und Polt-Vertrauten Norbert Sailer (Fritz Karl). Dieser ist selbst Gendarm und kein schlechter noch dazu.
Alles geht seinen Lauf, fließt mit der Zeit. Bis, ja bis, die beiden Freunde eines Nachts eine Leiche zwischen den Weinstöcken Sailers entdecken. Ein Fund der das Dorf zwar in helle, doch keineswegs in hektische, Aufregung versetzt. Anfänglich. Denn als Chefinspektor Bastian Priml (Simon Schwarz) trotz seines geringen Alters, in nervtötender Columbo-Manier jeden Stein im Dorf beginnt um zu drehen, ist es mit der allseits gewohnten und geliebten Ruhe weithin vorbei.
Fazit: „POLT.“ beginnt langsam und bleibt langsam. Doch damit sind, wenn überhaupt, auch schon alle Schwächen abgehandelt. Wer sich darauf einlässt und sich ein Filmerlebnis abseits des Einheitsbreis gönnen möchte, wird genau das haben, ein Filmerlebnis. – Und eine dramaturgische Überraschung gibt’s zum Ende hin auch noch. – Wohl sein!
Wertung: 7,5/10 Punkten
Regisseur: Julian Pölsler Drehbuch: Julian Pölsler Schauspieler: Erwin Steinhauer, Fritz Karl, Tatjana Alexander, Simon Schwarz, Elisabeth Orth, Karin Kienzer, Michou Friesz Erscheinungsjahr: 2013 Produktionsland: Österreich Länge: ca. 93 Minuten