“Dazed and Confused” – Kritik

Poster Autor: Patrick Kunze

Die Schulzeit ist etwas Besonderes! Kaum ein anderer Zeitabschnitt im Leben eines Menschen ist so prägend wie die Jahre die wir auf dem Gymnasium, der Realschule oder der Hauptschule verbringen. Man glaubt die Welt liegt einem zu Füßen. Es werden Freundschaften geschlossen, die erste große Liebe gelebt und vor allem angefangen sich von seinem Elternhaus zu lösen um auf eigenen Füßen zu stehen. Regisseur Richard Linklater kehrt mit dem wundervoll verschrobenen Komödie „Dazed and Confused“ (im Deutschen mit dem unpassenden Titel „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“ versehen) zu seiner eigenen Highschool-Zeit zurück und erzählt von seinen Erfahrungen und Erlebnissen ohne dabei je nur in Kitsch oder Klischee abzudriften (siehe „American Pie“). Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) formuliert es wie folgt: „Das Herumhängen mit Wooderson, Pink und Co. ist wie das Wiedersehen mit alten Freunden“ und damit hat der Kult-Regisseur definitiv Recht: „Dazed and Confused“ ist eine meisterhafte Hommage an die 70er und dessen Lebensgefühl, mit allem was dazu gehört.

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28. Mai 1976, der letzte Schultag vor den großen Sommerferien an der Lee Highschool in Austin, Texas. Die Seniors (Schüler des Abschlussjahrgangs) empfangen die Freshman (neue Schüler an der Highschool) mit verschiedenen Initiationsriten. So wird den männlichen Anwärtern zur Begrüßung mit Cricketschläger die Hintern versohlt, während die Mädchen mit Ketchup, Mayo und demütigenden Spielchen in die Welt der Highschool-Girls aufgenommen werden. Randall ‘Pink’ Floyd (Jason London) und seine Freunde fahren umher, saufen, kiffen und freuen sich auf die Ferien. Als die Party beim Drogendealer der Highschool ausfällt, wird sich kurzerhand im Freien getroffen um zusammen zu feiern und den Sommer willkommen zu heißen.

“That’s what I love about these high school girls, man. I get older, they stay the same age.” – Wooderson

Quentin Tarantino trifft es mit seinem Satz über „Dazed and Confused“ tatsächlich ungemein passend. Regisseur Richard Linklater ist nicht daran interessiert eine Story im klassischen Sinne zu erzählen, viel mehr möchte er ein Porträt über die Highschool die er selbst besucht hat abliefern. Natürlich gibt es auch hier klassischen Stereotypen, die auch in vielen anderen Filmen verwendet werden, doch reduziert Linklater sie nie einzig auf ihren Typus. So sind die Sportstars der Schule ebenso im Zwiespalt über ihre Zukunft, ihre Wünsche und Träume wie die Nerds und Geeks. Emotionaler Anlaufpunkt für den Zuschauer ist die meiste Zeit über der Freshman Mitch Kramer (Wiley Wiggins), der von ‘Pink’ zur Party migenommen wird und so zum ersten Mal in seinem Leben mit Alkohol und Drogen in Kontakt kommt.

Wooderson: “Say, man, you got a joint?”

Mitch: “No, not on me, man.”

Wooderson: “It’d be a lot cooler if you did.”

Die Erwartungen die an die jungen Erwachsenen gelegt werden ist ein ständig wiederkehrendes Bild in „Dazed and Confused“. So wird ‘Pink’ ständig daran erinnert ein Dokument zu unterschreiben mit welchem er sich bereiterklärt von Alkohol und sonstigem Ärger fernzubleiben. Dieser Kampf mit der Obrigkeit ist schlussendlich mehr als sinnbildend für die Jugendlichen. Sie wollen ein Teil dieser Welt sein, aber auch selber mitbestimmen welchen Regeln sie sich irgendwann unterwerfen werden. Und wenn sich der junge Mitch am Ende des Films nach einer abgeholten Standpauke von seiner Mutter seine Kopfhörer aufsetzt und ZZ Top hört, weiß der Zuschauer was den Heranwachsenden alles erwartet, denn jeder war schonmal in seiner Situation. Eine Situation in dem man sich darüber genau bewusst ist dass die nächsten Jahre möglicherweise zu den Besten deines ganzen Lebens gehören werden. Linklater bringt diese Zeit mit einem tollen Zitat zum Abschluss:

„Well, all I’m saying is that I want to look back and say that I did I the best I could while I was stuck in this place. Had as much fun as I could while I was stuck in this place. Played as hard as I could while I was stuck in this place … Dogged as many girls as I could while I was stuck in this place. - Dawson

Schauspieltechnisch schöpft der Ausnahmeregisseur, der in diesem Jahr erstmals heißer Anwärter für einen Regie-Oscar ist (für „Boyhood“), einmal mehr aus den Vollen. Viele Gesichter sind auch noch heute in der Film und Serienwelt vertreten, allen voran Milla Jovovich („Resident Evil“-Reihe) die als fast durchgängig stumme Michelle eine wunderbare Ruhe ausstrahlt, die sofort auf den Zuschauer übergeht. Aber auch tolle Schauspieler wie Adam Goldberg („A Beautiful Mind“), Ben Affleck („Argo“), die Indie-Ikonen Parker Posey („SubUrbia“) oder Joey Lauren Adams („Chasing Amy“) bekommen genug Raum um zu zeigen was sie alles können. Ganz besonders stechen aber zwei Schauspieler aus dem kompletten Cast heraus. Rory Cochrane („CSI – Miami“) als Dauerbekiffter Slater ist sofort Sympathieträger für den Zuschauer aber gleichzeitig auch ein Teil der Aussenseiter – einfach grandios. Der heimliche Star, auch für Linklater, ist aber definitiv der von Matthew McConaughey verkörperte Wooderson, der sich, obwohl er die Highschool schon lange hinter sich hat, nicht so recht von ihr lösen kann. Auch er dient dem Zuschauer durchgängig als Identifikationsfigur, mit dem man zu jedem Zeitpunkt mitfühlen kann.

Man, it’s the same bullshit they tried to pull in my day. If it ain’t that piece of paper, there’s some other choice they’re gonna try and make for you. You gotta do what Randall Pink Floyd wants to do man. Let me tell you this, the older you do get the more rules they’re gonna try to get you to follow. You just gotta keep livin’ man, L-I-V-I-N. - Wooderson

Fazit: Richard Linklater hat mit „Dazed and Confused“ ein Meilenstein der Highschool-Komödien geschaffen. „American Pie“ und Konsorten können einpacken denn Pink, Wooderson und Co. sind die wahren Helden zu denen man immer wieder gerne zurückkehrt.

Wertung: 9,5/10 Punkten

Regisseur: Richard Linklater Drehbuch: Richard Linklater Schauspieler: Ben Affleck; Wiley Wiggins; Jason London; Milla Jovovich; Adam Goldberg Erscheinungsjahr: 1993 Produktionsland: USA Länge: ca. 102 Minuten

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