“Black Belt” – Gastkritik

PosterAutor: Erik Panknin

Viele Martial-Arts-Filme zeichnen sich vor allem durch eines aus: Kämpfe, die dem Zuschauer möglichst effektvolle Choreographien zu liefern haben, mit eigentlicher Kampfkunst aber nicht mehr viel gemein haben. Selten kann bei solchen Spektakeln noch auf Trickeffekte oder CGI verzichtet werden. Einen komplett anderen Ansatz hingegen verfolgte 2007 der japanische Regisseur Shinichi Nagasaki mit seinem Film „Kuro-obi – Black Belt“: Die dort in den Hauptrollen auftretenden Darsteller sind keine Schauspieler, sondern vielmehr renommierte Karatemeister. Und so bekommt der Zuschauer in „Black Belt“ auch waschechte Kampfkunst zu sehen, ohne Drahtseile und ohne den Einsatz von Computereffekte!

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Als Japan 1932 die Mandschurei besetzt, werden in Folge des Konflikts alle japanischen Kampfkunstschulen der kaiserlichen Armee untergeordnet. Auch der abgelegene Dōjō des Sensei Eiken Shibahara (Yōsuke Natsuki), der dort seine Schüler die Kunst des Karate zur Meditation und Selbstverteidigung lehrt fällt unter das kaiserliche Dekret. Als das Training durch die Militärpolizei unterbrochen wird, die vorhat, den Dōjō zu übernehmen, will der aufbrausende Taikan (Tatsuya Naka) gegen den Kommandanten Kiichi Tanihara (Hakuryu) antreten. Jedoch ist es der zurückhaltende Giryu (Akihito Yagi), der kämpft und den Kommandanten schließlich besiegt. Als Eiken stirbt, überlässt er es Choei (Yuji Suzuki), seinem schwächsten Schüler, zu entscheiden, ob Giryu oder Taikan Kuro-obi, den schwarzen Gürtel ihres Meisters, erhalten sollen. Als der Dōjō trotz allem geschlossen wird, trennen sich die Wege der Schüler, und Taikan beginnt, Rekruten für die Armee auszubilden, während Giryu vorerst bei einer Bauernfamilie Unterkunft findet.

Die Handlung ist zugegebenermaßen nicht allzu komplex und abgesehen von Giryu gibt es kaum Spielraum für charakterliche Entwicklungen. Ebenso macht sich in einigen Szenen doch bemerkbar, dass hier auf Laiendarsteller zurückgegriffen wurde, gerade Giryus Mimik wirkt manchmal ein wenig hölzern und ausdruckslos. Dennoch ist die Geschichte über die Schüler und ihre Motive stets logisch und nachvollziehbar: Giryu erfährt erst im Exil die geistige Reifung bis zur Erkenntnis der Bedeutung der Lehren seines Meisters; ein Prozess, der sich Taikan entzieht, da er sich diesen Lehren verschließt. Dieser Konflikt  mündet schließlich darin, dass Giryu und Taikan zu einem finalen Duell aufeinandertreffen, das in klassischem Schwarz-Weiß fotografiert wurde. Erst in diesem symbolträchtigen Kampf erkennt Taikan die Wahrheit, die stets in den Worten seines Lehrers lag.

Bei den Bildern des Films spielt Regisseur Nagasaki häufig mit Metaphern wie dem Fluss als Symbol für den steten Wandel oder dem aufsteigenden Luftballon, der im Film für den befreiten Geist steht. Der meditative Aspekt des Karate wird gerade im ersten Drittel des Filmes auch durch die Geräusch-Atmosphäre getragen. Um das Dojo herum hört man Vogelgezwitscher, Wasserplätschern oder den Wind der durch die Blätter rauscht. Unterbrochen wird diese beinahe idyllische Entspanntheit, wenn die kaiserliche Armee sich mit Gleichschritt wie eine Lokomotive heranwalzt.Wie Anfangs erwähnt ist die Darstellung der Kampfkunst ein Highlight des Films. Anstelle aufwändiger Tänzeleien geht es hier schnell und präzise zu, ohne jegliche Soundeffekte für Schläge oder Tritte. Eindrucksvoll ist auch das ungleiche Duell, in welchem Giryu gegen den Katana-schwingenden Leutnant Tanihara antritt und ihn scheinbar mühelos nur mittels Ausweich- und Abwehrtechniken besiegt.

Fazit: „Black Belt“ besticht durch seinen Purismus. Wie in einem Zen-Garten folgt hier alles einer inneren Ordnung und strahlt eine für einen Martial-Arts-Film zunächst seltsam anmutende, ungewohnte Ruhe aus. Lässt man sich darauf ein, bekommt der Zuschauer hier ein echtes Kleinod unter den Kampfkunstfilmen geboten.

Wertung: 7,5/10

Regisseur: Shunichi Nagasaki Drehbuch: Jôji Iida Schauspieler: Akihito Yagi; Tatsuya Naka; Yûji Suzuki; Kenji Anan; Takeshi Bito Erscheinungsjahr: 2007 Produktionsland: Japan Länge: 95 Minuten

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