“22 Jump Street” – Kritik

Jump22Autor: Patrick Kunze

Macht’s nochmal Jonah und Channing! Das war der allgemeine Ausdruck nach dem sowohl von den Kritiken als auch vom Publikum gefeierten „21 Jump Street“ (Gaben die Macher doch bereits am Ende den Weg für eine Fortsetzung vor). Der krude Mix aus Anarcho und Buddy-Komödie kam richtig gut an und das lag in erster Linie an den beiden überragend harmonierenden Hauptdarstellern. Channing Tatum („Magic Mike“), der mittlerweile nicht nur als neue Action-Ikone sondern auch als potenzieller Oscarkandidat („Foxcatcher“) gehandelt wird, sowie ein bereits zweifach für den Oscar nominierter Jonah Hill („Moneyball“), brachten einen frischen Wind ins Genre. Jetzt zwei Jahre später kommt die Fortsetzung und einmal mehr sind sich das Regie-Duo Phil Lord und Chris Miller ihrer Aufgabe bewusst. Sie scherzen nicht nur über das durch Hollywood grasierende Sequel-Virus, sie benutzen es gar als ganzen Aufhänger für ihren Streifen. Kombiniert mit den erneut überragenden Hauptdarstellern kommt nicht weniger als genau der gleiche Film heraus. Das stört eigentlich überhaupt nicht, wenn die Regisseure wenigstens versucht hätten die Schwächen des ersten Teils ein wenig auszumerzen. Denn so krankt „22 Jump Street“ leider an genau den gleichen Fehlern wie sein Vorgänger: ein schwacher Bösewicht, einige unnötige Handlungsstränge und neben den Hauptdarstellern, stark abfallende Nebendarsteller. 

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Nachdem die beiden Undercover-Cops Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum) einen Drogenring an einer Highschool gesprengt haben, kehren beide vorerst zu ihrem alltäglichen Leben zurück. Nachdem sie jedoch einen eigentlich einfachen Auftrag gegen den Schmuggler Ghost (Peter Stormare) aufgrund Schmidts sportlicher Unfähigkeit deutlich versieben, werden beide zurück an die Jump Street unter der Leitung von Captain Dickson (Ice Cube) geschickt. Dieses mal muss erneut eine neue Droge aus dem Verkehr gezogen werden, doch nicht an einer Highschool sondern an einem College und obwohl die beiden alles genau so machen wie beim letzten Mal, kommen sie keinen Schritt weiter. Während Jenko sich langsam aber sicher in seiner Rolle als Football-Star wohl fühl, wird Schmidt langsam aber sich abgedrängt. Nicht nur der Auftrag sondern auch die Freundschaft der beiden steht damit auf einer harten Probe.

Schon in den ersten zehn Minuten von „22 Jump Street“ wird klar wie sehr sich die beiden Regisseure über den Sequel-Wahn in Hollywood lustig machen. Da wird ausgelassen darüber philosophiert, dass die beiden Knalltüten Schmidt und Jenko durch ihren Erfolg an der Highschool nun das doppelte an Budget für ihren neuen Auftrag bekommen. Die neue Kirche an der 22. Jump Street (die Koreaner haben ihre Kirche zurückgekauft deswegen war der Umzug in die gegenüberliegende vietnamesische Kirche notwendig) wird sogar aufs allerfeinste ausgestattet. Dieser rote Leitfaden durchzieht den kompletten Film, wer also nicht viel für eine (überdeutliche) Meta-Ebene übrig hat, wird mehr als einmal in die Kömödien-Röhre schauen. Der andere große Aufhänger ist die diesmal noch feiner ausgearbeitete „Bromance“ zwischen Schmidt und Jenko. Standen im ersten Teil die Probleme um Zugehörigkeit und zeitliche Veränderung der amerikanischen Jugend noch im Vordergrund, gibt es einen derartigen Aspekt in der Fortsetzung erst gar nicht. Nicht unbedingt störend, doch wer mit der regelrecht zelebrierten, an vielen Stellen fast schon homosexuellen Liebe zwischen den beiden Cops nicht klar kommt, wird ebenfalls nicht viel zu lachen haben.

Dieses bekannte Prinzip aus dem Vorgänger wird vor allem durch die beiden Hauptdarsteller Jonah Hill und Channing Tatum gefeiert. Sie sind sich ihrer Rolle und die an sie gestellten Erwartungen zu jedem Zeitpunkt bewusst und nutzen es für ihren Vorteil. Musste in „21 Jump Street“ noch Schmidt mit seiner neuen Rolle als Star der Schule klar kommen, ist es nun Jenko der für sein College einen Homerun nach dem anderen rennt. Die „Beziehung“ der beiden steht erneut an einem Scheidepunkt und einmal mehr müssen sich beide auf ihre Wurzeln besinnen und sich klar werden was sie aneinander haben, auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht zusammen passen. Weder Hill noch Tatum spielt sich merklich in den Vordergrund, stattdessen merkt man den beiden den Spaß den sie hatten zu jedem Zeitpunkt an und das überträgt sich, spätestens wenn die beiden versuchen in das Haus einer Studentenverbindung einzubrechen, auch aufs Publikum.

Dieser komplette Kosmos der ständigen Wiederholungen wird mehr als einmal auf die Spitze getrieben. Doch so sehr sich die Regisseure Miller und Lord darauf konzentrieren sich über Sequels lustig zu machen, vergessen sie mehr als einmal auch ihren bereits begangenen Fehlern aus dem Weg zu gehen. So ist erneut kein wirklicher Bösewicht vorhanden, der dem so dynamisch agierenden Duo an einigen Stellen wirklich gut getan hätte. Stattdessen wird auf einige unnötige Nebenhandlungen eingegangen, die dem Fortlauf der Story überhaupt nicht weiterhelfen, sondern den an sich flotten Erzählrhythmus an vielen Stellen sogar eher bremsen. Ein Manko mit dem der Vorgänger bereits zu kämpfen hatte und der nun paradoxerweise auch in den Nachfolger integriert wurde. Denn so sehr sich angestrengt wird die eigenen Erwartungen und vor allem die Erwartungen Hollywoods zu unterlaufen, tappen die Macher doch in die eigens ausgestellte Falle.

Fazit: „22 Jump Street“ ist ein würdiges Sequel zu „21 Jump Street“. Die beiden großartig agierenden Schauspieler überdecken die Schwächen leider nur zum Teil, so dass am Ende von einem Film gesprochen werden kann, der großartige Absichten hatte, diese aber leider nicht (komplett) erfüllen konnte.

Wertung: 6,5/10 Punkte

Regisseur: Phil Lord & Christopher Miller Drehbuch: Michael Bacall, Oren Uziel, Rodney Rothman,  Jonah Hill Schauspieler: Jonah Hill, Channing Tatum, Ice Cube, Peter Stormare & Amber Stevens Erscheinungsjahr: 2014 Produktionsland: USA Länge: ca. 112 Minuten

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