“Appaloosa” – Kritik

AppaloosaPosterAutor: So Seth

Dass sich das Genre des Western seit Jahren einer trotzigen Renaissance erfreut, eine Tatsache die wohl auf Filmen wie „Silverado“, „Der Mit dem Wolf tanzt“ und „Erbarmungslos“ beruht, mag dem gleichgültigen Kinobesucher bestenfalls egal oder schlichtweg nicht aufgefallen sein. Wohingegen es dem Kritiker dieser Filme ein unverständiges Kopfschütteln entlockt. Alle anderen, und wie so oft scheinen das ziemlich viele zu sein, klatschen sich vor Freude den Präriestaub von den Händen.

Auch dank Filmen wie „Appaloosa“?
Mit einem Wort: selbstredend!

Appaloosa 2

An dieser Stelle könnte man das Filmfazit denn auch ruhigen Gewissens beenden. Doch da die Kritikerhonorare pro Wort abgerechnet werden und zudem exorbitant ins Kraut geschossen sind, geht das hier einfach mal weiter.

Ed Harris („A History of Violence“), der im Zuge der Weiterentwicklung seiner Fähigkeiten und Ambitionen, inzwischen gerne auch mal auf dem Regiestuhl Platz nimmt, holte sich 2008 für „Appaloosa“ gleich mehrere Hochkaräter auf die Kutsche. Neben Rene Zellweger („Unterwegs nach Cold Mountain“) und Jeremy Irons („Nachtzug nach Lissabon“) ist es vor allem Multitalent Viggo Mortensen (der Mann spricht zig Sprachen, Fotografiert auf hohem Niveau und schreibt Bücher), der für Schauspieler Ed Harris ein wunderbares Gegengewicht darstellt und ihm als Mischung aus Ehefrau und Souffleur mit seiner doppelläufigen Schrotflinte ein ums andere Mal aus der Patsche hilft.

Bei so vielen Komplimenten ist es Zeit für einen Schwenk zur Rahmenhandlung. Die „Marshalls auf Durchreise“ Virgil Cole (Ed Harris) und Everett Hitch (V. Mortensen) sorgen überall dort für Recht und Ordnung, wo die Bösen böser, oder die Gesetzeshüter korrupter als andernorts sind. Hin und wieder trifft auch beides zu. Jedenfalls sind Cole und Hitch mindestens so talentiert wie konsequent in dem was sie tun. Diese Arbeit, man möchte es schlicht Broterwerb mit Waffengewalt nennen, führt sie nach dem Mord des dortigen Marshalls eines Tages auch in das Städtchen Appaloosa. Hier gibt es nicht nur einen selbstgerechten Diaboliker wie Randall Bragg (Jeremy Irons), sondern wenig später auch die einnehmende Dame Mrs. French, mit offenherzigem Dekolleté und vielfältigen Motiven (R. Zellweger).

Ed Harris schafft mit „Appaloosa“ einen klassischen Western ohne Experimentierfreude, doch mit einer umso größeren Portion Feingefühl für die goldenen Regeln des Genres. Mehr als nur untermalendes Beiwerk ist dabei die Musik von Jeff Beal, welche ausgewogen Stimmungen befruchtet und doch niemals Überhand nimmt. Mancher mag das als zu moderne Zurückhaltung deuten, mancher einfach nur gut finden.

Fazit: „Appaloosa“ ist die erfolgreiche Verknüpfung von Altem mit Neuem und für Ed Harris gewiss Quell gelassenen Stolzes. Und das nicht nur wegen der selten gesehenen Vierfach-Kombination Hauptdarsteller, Regisseur, Drehbuchautor und zuletzt auch Produzent. Tja, und Viggo Mortensen ist auf dem Rücken eines Pferdes ohnehin immer bestens aufgehoben.

Wertung: 8/10

P.S.: Großartig der Abspann … nicht nur wegen Tom Petty.

Regisseur: Ed Harris Drehbuch: Robert Knott; Ed Harris Schauspieler: Viggo Mortensen; Ed Harris; Rene Zellweger; Jeremy Irons; Timothy Spall; Lance Hendriksen Erscheinungsjahr: 2008 Produktionsland: USA Länge: 114 Minuten

 

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