“Being John Malkovich” – Kritik

Being John Malkovich 3 Autor: So Seth

Spike Jonze („Adaptation“) entführt uns in eine fantastische Welt die mitten in urbaner Tristesse Wurzeln schlägt und sagenhafte Blüten treibt.

Das Leben; eine recht mühsame Aneinanderreihung trister Nebensächlichkeiten. Man kennt das ja. Im Büro nimmt der feiste Praktikant mal wieder den letzten Kaffee, zu Hause verschlafft der richtige Moment da man die Kondomverpackung nicht rechtzeitig aufbekommt – die muss man aufreißen wie eine Chipstüte. Oder aber man ist beispielsweise ein leidlich bis gänzlich erfolgloser Puppenspieler, wohnt mit seiner strohhaarigen Veterinärsfreundin, sowie einem Haufen Getier zusammen und fängt aus lauter Frustration einen Job als Buchhalter mit besonderen Fingerfertigkeiten im 7 ½ Stockwerk eines irren Karottensaftrinkers an.

Being John Malkovich 1

Wer weiß schon was morgen kommt wenn gestern alles gleich war? So oder ganz anders empfindet zumindest Zottelmarionetist Craig Schwartz (John Cusack). Gefangen in den Fallstricken seiner Kunst, versucht er sich verzweifelt über Wasser zu halten. Doch Lummerland ist leider nicht überall und so muss eine einträgliche Beschäftigung her. Schon allein um dem permanent lautstark animalischen Florence Nightingale-Verschnitt von Freundin (Cameron Diaz) zu entgehen.

So weit so gut. Oder wie es in diesem griffigen Werbeslogan doch so schön heißt: ‘Wollten Sie schon einmal jemand anderer sein?‘

Denn auch wenn Craigs neuer Job allzeit ein geneigtes Haupt verlangt; ob aus Demut oder anderen Gründen sei mal dahingestellt; und seine neue Kollegin Maxine ein gänzlich tierhaarfreier feuchter Traum auf zwei wohlgeformten Beinen ist, wird allein die Entdeckung eines kleinen Türchens, einer mysteriösen Pforte, das Leben des Puppenspielers für alle Zeit verändern. Gut, diese Pforte führt zwar letztlich von hinter dem Aktenschrank in einen Straßengraben in New Jersey, doch dazwischen liegt ein wahrlich sagenhafter Ort. Versprochen.

Allein das Drehbuch von Charlie Kaufmann macht „Being John Malkovich“ zu etwas ganz Besonderem. Gerade in einer Epoche von sporenartig metastasierenden Remakes, Fortsetzungen und Spin Off Produktionen, erinnert man sich gern an eine Zeit, in der Filme schlicht durch krude Brillanz begeisterten. Freilich interessiert das niemand der sich gerade eine fussballplatzgroße Leinwand und die High-Definition Full HD Dolby Surround Popkorn-Maschine, kurz die HDFHDSPM, ins aquariumartige Kino genagelt hat. – Doch das ist, den Göttern sei Dank, ein ganz anderes Thema. Raumschiffe und abgetrennte Extremitäten gibt’s in Jonzes Film jedenfalls keine. Alle die jetzt nicht laut ‘Oh Mann, so’n scheiß‘ ausrufen, dürfen weiter lesen.

Zurück zu Malkovich mittendrin…

Neben den angesprochenen Jonze und Kaufman gibt es noch eine ganze Reihe an Könnern ihres jeweiligen Fachs, die hier Großes abliefern. Allen voran Cameron Diaz und der herrlich aufspielende John Cusack. Doch auch Catherine Keener (Nominierung für den Oscar als beste Nebendarstellerin) und Orson Bean als Dr. Lester stehen in Sachen qualitativer Schauspielkunst nicht hinten an. Einzig J. Malkovich interpretiert die Rolle des John M. ein wenig, wie soll man es sagen, zu persönlich? Doch Spaß bei Seite. Auch der Altmeister ist schlichtweg großartig. Wandlungsfähig wie eh und je und das sinistre Malkovichlächeln war sowieso schon immer Gold.

Darüber hinaus könnte man noch vieles schreiben. Doch letztlich wird den Zuschauer einzig das ‚Selbstschauen‘ in die echten tiefen dieses Plots tauchen lassen. Zum Abschluss deshalb nur noch dieses: Mitproduzent war niemand anderes als Michael Stipe (R.E.M.) und so erkennt man Qualität vom Scheitel bis zur Sohle; selbst wenn man keine Haare hat.

Fazit: Spike Jones Film quillt förmlich über an bizarren und wunderschönen Momenten. Ideen die den Zuschauer auf eine verquere, seinfeldsche Reise voll hintergründigem Humor und philosophischen Gedankenspielen entführen. Ob das Ziel jenes Trips der Sinn des Lebens selbst ist, oder nur eine gottverlassene Bushaltestelle irgendwo im nirgendwo Iowas, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Wertung: 9/10

Regisseur: Spike Jonze Schauspieler: John Cusack; Cameron Diaz; Catherine Keener; Orson Bean; John Malkovich; Erscheinungsjahr: 1999 Produktionsland: USA Länge: 108 Minuten

4 thoughts on ““Being John Malkovich” – Kritik

  1. Mir persönlich gefällt “Wo die wilden Kerle wohnen” am allerbesten von ihm. Ja, auf “Her” bin ich tatsächlich auch richtig gespannt. Find die Diskussion wegen Scarlett Johanssons Stimme extrem witzig :D

    1. Ob sie für ihre Sprechstimme für einen Preis nominiert werden kann oder nicht? Ja, das ist wirklich albern. Natürlich kann sie… so viel geht über die Sprache… warum also nicht auch bei “Her”.

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