“Jackass presents: Bad Grandpa” – Gastkritik

 BadGrandpaPoster Autor: Nina Maier

Manch einer würde bei der Anfangsszene von „Jackass presents: Bad Grandpa“ die Tür des Kinosaals sofort wieder von außen schließen wollen. Denn sobald Jackass-Altstar Johnny Knoxville in der Rolle des schamlosen, frisch verwitweten Rentners Irving Zisman seinen Penis in einem Getränkeautomaten einklemmt, weiß man, jetzt verabschiedet sich der gute Geschmack. Trotzdem sollte man sich der neuen Komödie von Jeff Tremaine („Jackass“-Reihe) nicht sofort verweigern, da hinter dem berüchtigten Jackass-Humor diesmal auch eine durchaus herzergreifende Geschichte steckt.

jackassbadgrandpa1

Bisher lebt Billy (Jackson Nicoll) bei seiner Crack-abhängigen Mutter. Doch als die aufgrund ihres Drogenkonsums ins Gefängnis gesteckt wird, soll Billys Großvater Irving (Johnny Knoxville), der nach dem Tod seiner Frau seine neue sexuell erlangte Freiheit ausleben will, auf den kleinen Bengel aufpassen. Anfangs ist Irving von der Idee der Kindererziehung gar nicht begeistert, doch als er erfährt, dass er dafür eine staatliche Unterstützung bekommen würde, steigt der immernoch sexuell aktive Rentner voll auf seinen Enkel ein. Da eine Luftpost nicht in Frage kommt, fahren beide mit dem Auto durchs ganze Land um den kleinen Billy bei seinem verrückten Vater abzuliefern. Mit der toten Oma im Kofferraum und dem verzogenen Enkel auf dem Beifahrersitz begibt sich Irving auf ein Road-Trip der besonderen Art, bei welchem er am Ende gar väterliche Gefühle für den kleinen Knirps entdeckt…

Die Hauptprotagonisten des Films (Opa Irving und Enkel Billy) werden von Schauspielern dargestellt, alle anderen, sowohl Nebendarsteller als auch Statisten, sind unwissende Menschen, die im Stile von „Verstehen Sie Spaß?“ (ARD) nicht in den Filmdreh eingeweiht wurden. Dadurch wirken die Reaktionen der meisten Menschen authentischer, als jeder Schauspieler sie je verkörpern könnte. Beispielsweise gerät die Ladenbesitzerin, der Irvin und Billy in ihrem Geschäft Lebensmittel stehlen, stark in Rage und bemerkt nichts davon, dass sie heimlich gefilmt wird (Im Aspann wird dann tatsächlich bewiesen, dass die Menschen unwissend waren). So absurd die Handlung an manchen Stellen sein mag, diese Besonderheit verleiht dem Film als Ganzes einen durchaus starken Realitätsbezug. Die Kameraeinstellungen, die oft die Perspektive einer Überwachungskamera zeigen, unterstützen dies zusätzlich.

Allgemein scheint an vielen Stellen in „Jackass presents: Bad Grandpa“ der altbekannte Jackass-Humor durch. Wenn Irving beispielsweise in einem Stripclub mit seinen bis zu den Knien herunterhängenden Hoden seine Show abzieht, dann werden Erinnerungen an alle vorherigen Serien-Teile wach. Auch kommen Stunts nicht zu kurz, sind diesmal aber nur an ausgewählten Stellen eingesetzt, beeindrucken dafür aber umso mehr.

Das Kostümbild ist wieder einmal sehr überzeugend. Knoxville wurde glaubwürdig zum alten Mann transformiert und spielte seine Rolle bissig ironisch aber dennoch zu jeder Zeit authentisch. Besonderes Augenmerk gilt, trotz Knoxvilles Dominanz, dem jungen Jackson Nicoll, der trotz seines zarten Alters von neun Jahren vollkommen aus sich herauskommt und seiner Figur Billy die nötige Unbekümmertheit und Frechheit verleiht. Als er zum Beispiel einen wildfremden Mann auf der Straße zu seinem Vater ernennt, kann einem der unwissende Mann beinahe Leid tun, denn der Junge bleibt so hartnäckig und lässt zu keinem Zeitpunkt durscheinen, dass alles nur gespielt sein könnte.

Fazit: Der altbekannte „Jackass“-Humor gepaart mit einem Road-Movie im Stile von „Little Miss Sunshine“ ergeben einen Film der zwar nicht immer ganz den Ton trifft, über weite Strecken aber sehr viel Spaß macht.

Wertung: 7/10

Regisseur: Jeff Tremaine Drehbuch: Fax Bahr; Spike Jonze Schauspieler: Johnny Knoxville; Jackson Nicoll; Greg Harris; Georgina Cates; Kamber Hejlik Erscheinungsjahr: 2013 Produktionsland: USA Länge: 92 Minuten

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>