Sobald zwei der größten Schauspieler unserer Tage, – welche Tages das auch immer sein mögen, unter der Leitung eines bereits (ab)gefeierten Erfolgsregisseurs wie James Mangold („Walk The Line“) aufeinander treffen, schrauben sich die Erwartungen von ganz alleine in höhere Sphären. Ob sich „Todeszug nach Yuma“ diesen vorschüssigen Lorbeerkranz zu recht aufs Haupt setzen darf, oder der Film um den Kriegsversehrten Dan Evans (Christian Bale) und den berüchtigten Gesetzlosen Ben Wade (Russell Crowe) lediglich eine Aneinanderreihung von Western-Klischees ist, können die folgenden Zeilen wenn schon nicht belegen, dann zumindest andeuten.
Mit einem Streichholz fängt alles an.
Der sinnbildliche Funke an eine Ereigniskette von haarsträubender Ungerechtigkeit und verbitterten Lebensläufen, zeigt uns in den ersten Szenen den Farmer Dan Evans (C. Bale) samt seiner Familie. Mit seinem in Bürgerkriegszeiten halb abgeschossenen Bein, ist das Bestellen des ohnehin schon kargen, unerbittlichen Landes kaum möglich. Als das Nahen der Eisenbahn einen warmen Regen liquider Mittel, sprich Haufen Geld, all jenen verspricht, die Land besitzen, greifen skrupellose Eigner zu drastischen Mitteln um der Eisenbahngesellschaft ein komplettes Paket anzubieten. Diesen Methoden fällt gleich zu Beginn Evans Scheune zum Opfer. Als der Farmer, unterwegs in die Stadt um die Brandstiftung zu melden, mit seinen Söhnen Zeuge eines Postkutschenüberfalls wird, kreuzen sich zum ersten Mal die Pfade von Farmer und Bandit (R. Crowe).
Einem Bandit der irgendwo zwischen gottestreuem Schöngeist und wertefreiem Unmensch pendelt, zumeist nicht nur die intelligenteste Person im Raum, sondern auch innerhalb ganzer Landstriche ist, und dem Leben mittels exzessiv verübter Verbrechen einen letzten Nervenkitzel zu entlocken sucht. Ben Wades (R. Crowe) Charakter, dessen Revolver den sinnigen Spitznahmen ‚Die Hand Gottes‘ trägt, entblößt sich schon rasch, als er einerseits ohne zu zögern ein Bandenmitglied über den Jordan schickt, andererseits den die Postkutsche begleitenden Pinkerton-Mann (Peter Fonda) aber verschont. Widersinnig nur zum Teil, denn schließlich ist ihm so noch ein Verfolger mehr auf den Fersen.
Ohne langes Federlesen führt einen James Mangold in das Geflecht aus Plot und Charakteren ein. Wo mancher Genre-Streifen reitender Kuhhirten und Revolverhelden die Tiefenschärfe stilsicher mit quälender, der Weite des Landes entsprechender Langsamkeit heraus arbeitet, geht es in „3:10 To Yuma“ (Original-Titel) gleich zur Sache. Und das ist gut so.
Denn obschon man zu erahnen glaubt, dass sich sowohl Bale als auch Crowe mit diesem Film einen lang gehegten, (wenn nicht gar Kindheitstraum) erfüllen, versuchen sie ihren Figuren stets eine eigene Note fernab der befürchteten Stereotypen zu geben. Im Tempo der Erzählung und den schon bald roadmovieartigen Anleihen, spiegeln sich so dann auch die größten Unterschiede zu den meisten Western wider. Darüber hinaus versucht sich Mangold an wenigen Experimenten. Etwas dass Genre-Fans ganz gewiss beruhigen dürfte.
Fazit: „Todeszug nach Yuma“ ist in erste Linie ein Western der unteren Oberklasse. Etwas das dem geneigten Zuschauer vor dem Aufsitzen zu jeder Zeit klar sein sollte. Und dennoch vermögen Crowe wie Bale auch Genre-Neulingen einen Eindruck zu vermitteln, welche filmische Kraft einem guten, mit Enthusiasmus verfilmten Western innewohnt.
Wertung: 8,5/10
Randnotiz: Die zu Grunde liegende Kurzgeschichte ‚Three-Ten To Yuma‘ wurde im Übrigen von Elmore Leonard geschrieben, der bis kurz vor seinem Tod am 20. August 2013 auch die genial zu nennende Vorlage der US-Serie „Justified“ verfasste. Andere Drehbuch-Vorlagen aus seiner Feder sind jene zu „Schnappt Shorty“, „Jacky Brown“ und „Out Of Sight“.
Regisseur: James Mangold Drehbuch: Halstedt Welles; Michael Brandt; Derek Haas Schauspieler: Christian Bale; Russell Crowe; Gretchen Mol; Ben Foster; Dallas Roberts; Peter Fonda Erscheinungsjahr: 2007 Produktionsland: USA Länge: ca. 122 Minuten
Ich mochte den Film ja auch sehr… und war damals im Kino schwer begeistert… bis das “große Finale” kam und irgendwie den FIlm ein bisschen kaputt gemacht hat. Dafür war Crowe aber echt herrlich gut: “Auch böse Jungs lieben ihre Mama!”