“Garden State” – Gastkritik

garden_state_PosterAutor: Nina Maier

Was macht einen guten Film aus?
Es ist natürlich eine Frage, die jeder etwas anders beantworten würde, da jeder Film subjektiv und nach persönlichem Geschmack beurteilt wird. Aber im Großen und Ganzen werden es ähnliche Aspekte sein, die einen Film für jeden einzelnen Zuschauer sehenswert machen: Eine gelungene Gesamtkomposition aus Handlung, Erzählstruktur und Schauspiel, welche unsere Sinne anregt, unser Interesse aufrechterhält, und uns nicht zuletzt in ihren Bann zieht. Dies ist Zach Braff mit seinem Debütfilm „Garden State“ auf jeden Fall gelungen. Als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller liefert der „Scrubs“-Star ein wunderschönes Drama über die Generation „Twenty-Something“ ab, welches sowohl das Herz berührt als auch zum Nachdenken anregt.

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Andrew (Zach Braff) lebt in Los Angeles, arbeitet (erfolglos) als Schauspieler und kellnert in einem asiatischen Restaurant um sich über Wasser zu halten. Nach dem Tod seiner querschnittsgelähmten Mutter kehrt er nach über neun Jahren in seine Heimatstadt nach New Jersey zurück. Bei einem Arztbesuch, wegen ständig wiederkehrender Kopfschmerzen, lernt Andrew die Epileptikerin Sam (Natalie Portman) kennen. Die notorische Lügnerin ist auf eine niedliche Art und Weise verrückt, aber voller Lebensfreude und Optimismus. Durch sie wird Andrew erst klar, wie abgestumpft er im Laufe der Jahre geworden ist. Die beiden verbringen sehr viel Zeit miteinander und Andrew wird klar was er die ganzen Jahre über versäumt hat…

Teile des Drehbuchs soll Braff schon in seiner Collegezeit geschrieben haben. Es finden sich tatsächlich viele Parallelen zwischen Braffs Leben und der seiner Figur Andrew. So sind sowohl sein Stiefvater als auch sein Film-Vater Gideon (Ian Holm) Psychologen. Es sind also Geschichten aus dem echten Leben, eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Begegnungen, jede einzelne witzig, menschlich, liebenswürdig und mit viel Herz erzählt. Besonders markant ist die Liebe zum Detail. Kleine skurrile Ereignisse, die zum Teil durch überspitzte Darstellung oder einem gewissen Maß an Verrücktheit zum Schmunzeln bringen. Ein Beispiel dafür ist ein Hemd, welches die Tante von Andrew für ihn näht. Der Stoff des Hemdes gleicht exakt der Tapete aus Andrews Zimmer. Diese charmanten Skurrilitäten werden auch durch die pointierte Kamerarbeit und den kraftvollen Schnitt unterstrichen.

Die Schauspieler bilden ein harmonierendes Ensemble, aus dem kein Einzelner in der schnellen Aneinanderreihung von Geschehnissen untergeht. Vor allem Zach Braff zeigt sein schauspielerisches Können abseits vom aufgesetzten und überdrehten John Dorian aus „Scrubs“. Auch Natalie Portman brilliert durchgehend in der Rolle des niedlichen Mädchens von nebenan, welches ihr im Übrigen sehr gut steht. Die größte Überraschung in „Garden State“ bleibt aber Peter Sarsgaard. Als alter Jugendfreund von Andrew gibt er dem Zuschauer durch sein Spiel die Möglichkeit über die eigene Jugend nachzudenken und zu reflektieren.

Selten hat ein Film so viele Emotionen miteinander verbunden. Charmant und ergreifend, dramatisch und skurril, witzig und irgendwie auch traurig zugleich. Ein Wechselbad der Gefühle, das gleichzeitig Spaß macht. Die Musik spielt an dieser Stelle eine ungemein bedeutende Rolle. Die brillant in die Handlung eingebundene Auswahl der Songs, unter anderem von Bands wie “Coldplay” oder “The Shins”, unterstützt die Bandbreite an Emotionen an jeder Stelle und zieht den Zuschauer umso mehr in den Bann der Geschichte.

Fazit: Was für ein Debüt für Zach Braff. Mit „Garden State“ spielt sich der „Scrubs“-Mime in die erste Liga der Independent-Filmer und beweist uns das ein herzergreifendes Drama und eine waschechte Komödie perfekt Hand in Hand gehen können.

P.S.: Man darf gespannt sein was sich Braff für seinen 2014 erscheinenden, durch eine Kickstarter-Kampagne finanzierten, Film „Wish I Was Here“ einfallen lässt.

Wertung: 9/10

Regisseur: Zach Braff Drehbuch: Zach Braff Schauspieler: Zach Braff; Peter Sarsgaard; Natalie Portman; Method Man; Ian Holm Erscheinungsjahr: 2005 Produktionsland: USA Länge: 102 Minuten

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