“Hamlet – The Denmark Corporation” – Kritik

HAMLET 1Autor: So Seth

Shakespeare in cool gab’s seinerseit schon mit Leonardo DiCaprio („Romeo+Julia“). Doch jetzt ist der König zurück. Selbst wenn in der Hamlet-Neu-Adaption „The Denmark Corporation“  Wirtschaftsmogule statt Königshäuser die Macht in ihren Händen halten, gibt’s nur einen Platz auf dem Shakespeare-Thron.

In Michael Almeredyas Film wird der bekannte Plot dabei derart wachgerüttelt und entstaubt, dass sich Schöngeistmime Ethan Hawke glatt zu folgender Aussage hinreißen ließ: „Hamlet ist wie Kurt Cobain: Er hat Probleme mit seinen Eltern, eine Identitätskrise und eine schwierige Freundin…“

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Hört sich vielversprechend an und wenn man sich die Riege der Mitwirkenden zu Gemüte führt, scheint dieses Versprechen leicht erfüllbar zu sein. Allen voran beachtenswert ist Ethan Hawke. Zu dieser Zeit eben erst den Ikonen-Fußspuren der sogenannten Generation X entflohen – man beachte seinen Ruf nach Filmen wie „Überleben“ 1993 oder „Before Sunrise“ 1995 – gibt Hawke hier den wohl erotischsten Hamlet aller Zeiten. Stimmig untermalt und in den Vordergrund gehoben durch den mitreißenden Soundtrack aus der Feder von Carter Burwell („Before Night Falls“). Neben Burwell kochen allerdings auch so namenhafte Formationen wie Primal Scream und Morecheeba am schicksalsschweren Stimmungssud.

Bei so viel talentierter Unterstützung und einer nach wie vor fesselnd dramatischen Story, könnte man glauben, dass sich ein Regisseur entspannt zurück lehnen kann oder sogar sollte. Frei nach der Maxime: ‚Dann macht mal.‘ Das man den roden Faden, gesponnen von Michael Almeredya, nicht unbedingt als ein Garn prunkvoller Individualität und Unverwechselbarkeit bezeichnen kann, sollte man indes nicht negativ bewerten und schlicht als Fakt hinnehmen. Die meisten Regisseure, Fincher, Burton & Luhrmann können mal eben weghören, hätten sich wohl auf eine eher klassische Herangehensweise besonnen um diese lediglich in Nuancen in das Gewand der hippen Neuzeit zu wickeln. Ja, das bedeutet es darf hier und da gereimt oder in ausufernd ausgeschmückten Dialogen geschwelgt werden.

Fazit: Die Frage inwieweit Neuauflagen inklusive Frischzellenkur bei einem solchen Stoff legitim, oder gar von Nöten sind, stellt sich bei „Hamlet – The Denmark Corporation“ glücklicherweise nur sehr selten und Diskussionen über Daseinszweck und Respekt kommen selten auf. Selbstredend pocht das Gewicht der Vorlage stets hinter den Lidern, dies aber eher als inspiratives Fundament, denn schulterschwerende Last. Für alle die sich bei Kinobesuch oder heimischer Vorstellung nicht nur berieseln lassen wollen, am Ende gar ein Faible für das Theater besitzen und den Kopf gern benutzen, ist dieser Film ein sinnreicher Genuss. Ethan Hawke-Fans kommen ohnehin auf ihre Kosten.

Wertung: 8,5/10

Regisseur: Michael Almereyda Drehbuch: Michael Almereyda Schauspieler: Ethan Hawke; Kyle MacLachlan; Bill Murray; Liev Schreiber; Julia Stiles Erscheinungsjahr: 2003 Produktionsland: USA Länge: 98 Minuten

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