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Der Brutale...

“Drecksau” – Kritik

Drecksau_Hauptplakat Autor: Leonhard Balk

„Drecksau“. Wie der Titel einem eigentlich schon sagt handelt es sich in „Trainspotting”-Autor Irvine Welshs Buchvorlage um ein besonders asoziales Individuum. Welshs Protagonist ist ein Junkie, ein Rassist, ein Egoist, ein ganz und gar unsympathischer Typ. Solch eine Charakterisierung mag man sich in literarischen Ausmaßen vielleicht noch zumuten, doch in Filmform sind solche Figuren selten ertragbar. Ausnahmen gibt es natürlich immer: Christian Bales Psycho-Killer-Businessman Patrick Bateman in „American Psycho” (in Bret Easton Ellis’ Buchvorlage ist er noch verstörender), Robert De Niros Möchtegern Fernsehstar Rupert Pupkin in „The King of Comedy“ oder Malcolm McDowells Frauenschänder Alex in „Uhrwerk Orange“. Was macht diese Egoisten zu gelungenen Protagonisten? Ganz einfach, im Laufe der Handlung empfindet man ganz unerwartet Mitleid für sie. – Achtung Spoiler! Patrick verzweifelt am Ende an seiner Mordsucht, er versucht seine Verbrechen zu gestehen und kann seinem Wahnsinn dennoch nicht entfliehen. Rupert will einfach nur ins Fernsehen und entführt deswegen sein großes Vorbild. Alex will seine schlimme Vergangenheit vergessen, doch landet er in den Händen eines seiner ehemaliges Opfer. Spoiler Ende! – Alle sind Produkte ihrer schlimmen Umgebung, sie können im Grunde genommen nichts dafür. Und auch der Polizist Bruce Robertson, die „Drecksau“, leidet still vor sich hin und kann nichts gegen seine emotionalen und sozialen Probleme unternehmen. Continue reading “Drecksau” – Kritik

“Ein Ticket für Zwei” – Kritik

EinTicketfürZweiPoster Autor: So Seth

„Ein Ticket für Zwei“ ist ein Film wie es sie heute nicht mehr zu geben scheint. Verkleidet im Gewand der 80er Jahre Komödie, entpuppt sich die Regiearbeit von John Hughes („Der Frühstücksclub“) als facettenreiches Spiegelbild menschlicher Charakteristika. Selten zuvor entstanden liebevollere 89 Minuten in Hollywood; selten zuvor war etwas zunächst so Kleines, bei näherem Hinsehen, derart groß.

Rückblick – die 80er

Für den Normalbürger gibt es noch keine Handys, Navigationsgeräte oder das Internet. Mit Social Networks haben lediglich Fischereiverbände zu tun und Computer füllen zwar keine Räume mehr, aber halbe Schreibtische aus. Bargeldloses Bezahlen beschränkt sich auf Kreditkarten oder Schecks. Und dennoch leben auch in dieser grauen Vorzeit die Menschen ihr kleines, von Ängsten und Träumen, von Sehnsüchten und Vorurteilen ausgeschmücktes Leben. Immerhin gibt es bereits Flugzeuge, Züge und Autos. Eben Planes, Trains & Automobiles (Originaltitel). Continue reading “Ein Ticket für Zwei” – Kritik

“The Road” – Gastkritik

TheRoadPoster Autor: Luca Rizzelli

Mit der Verfilmung zu Cormac McCarthys Roman „The Road“, der von einigen Kritikern zu den einflussreichsten Werken der amerikanischen Gegenwartsliteratur gezählt wird und unter anderem mit dem renommierten Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde, wagte sich John Hillcoat („Lawless – Die Gesetzlosen“) im Jahr 2009 an eine denkbar schwierige literarische Vorlage. Mit seiner Umsetzung brachte der australischen Filmemacher einen durchwachsenen Flickenteppich aus mal mehr, mal weniger gelungenen dramaturgischen Versatzstücken zu Stande, in dem sich zwar durchaus einige packende und mitunter auch rührende Momente finden lassen, der in seiner Gesamtheit jedoch eher wie der laue Aufguss eines an sich vielversprechenden Erzählstoffs wirkt. Continue reading “The Road” – Gastkritik

“Nobody’s Fool” – Kritik

NOBODYS FOOL 2 Autor: So Seth

Es muss nicht immer ein multimillionen Budget vorhanden oder die Rettung der Welt vonnöten sein, um mit großem Kino zu verzaubern. Manchmal reichen auch ein unwiderstehlicher Verlierer und eine Schneefräse. Robert Benton („Kramer gegen Kramer“) gibt Paul Newman in „Nobody’s Fool“ eine Kleinstadt als Bühne und der Altmeister dankt es ihm indem er schlichtweg brilliert. Mit oder ohne Schuhe. Continue reading “Nobody’s Fool” – Kritik

“Conjuring – Die Heimsuchung” – Kritik

the-conjuring-poster Autor: Patrick Kunze

Das Horror-Genre ist tot! Dieser Umstand ist nicht nur vielen Kinogängern bewusst, sondern vor allem den Verantwortlichen in Hollywood. Warum sonst bekommt der schreckverliebte Filmeschauer seit Jahren nur ständig neu aufgewärmte Filmreihen serviert, die sich allerhöchstens darin unterscheiden wie brutal und möglichst geschmacklos die Protagonisten um die Ecke gebracht werden. Neuartige Filme die das Genre in den Siebziger und Achtziger Jahren revolutioniert haben, wie zum Beispiel „Der Exorzist“ von William Friedkin und „Halloween – Die Nacht des Grauens“ von John Carpenter, sind der Leinwand schon lange fern geblieben. Das französische Terror-Kino („Martyrs“) bringt für viele wieder frische Luft, schreckt aber eher mit viel Blut und Gedärmen, anstatt die tief sitzenden Ängste der Menschen in ihrem Glauben (oder Nichtglauben) an den Horror zum Vorschein zu bringen. Horror-Spezialist James Wan („Saw“) setzt sich andere Maßstäbe. Er weiß ganz genau wie das Publikum tickt und vor allem auch was mit dem Horror-Genre in den letzten Jahren passiert ist. So präsentiert uns Wan mit „Conjuring – Die Heimsuchung“ einen Horrorfilm der durch und durch altmodisch ist – der gerade deshalb hervorragend funktioniert und so richtig zu erschrecken weiß… Continue reading “Conjuring – Die Heimsuchung” – Kritik

“Syriana” – Kritik

SYRIANA 1 Autor: So Seth

Sobald das Leben die düstere Fiktion ein- und überholt, ist die Welt entweder nicht gar so heil wie sie scheint, oder aber das Gedankenspiel schlicht seherischen Köpfen entsprungen. Doch wie orientiert man sich wenn beides zutrifft? Einen ähnlichen „Wow… jetzt wird’s unheimlich-Moment“ werden die Herren Gaghan, Clooney, Damon und Co. nicht nur während der Dreharbeiten zu „Syriana“ gehabt haben. Denn selten zuvor gab es einen Film dem es sowohl gelingt dramaturgisch zu fesseln, den Atem zu rauben, als auch das Fenster zu einem Hof aufzustoßen, einem Hof der in diesem Fall die korrumpierte, machtgierige Welt ist. Kurz umrissen und eingerahmt, kann man das unerbittlichen Realismus nennen. Realismus der weh tut, wütend macht und verändert. Bei all der selbst bestätigenden Paranoia, die man bis vor wenigen Monaten nur allzu gern einzig den Heimatschützern unter dem Sternenbanner zuschrieb, inzwischen dank schneeballhafter Dynamik aber auch in Europa kennt, wundert man sich, dass ein solcher Film überhaupt mach- und realisierbar war. Continue reading “Syriana” – Kritik

“Black Belt” – Gastkritik

PosterAutor: Erik Panknin

Viele Martial-Arts-Filme zeichnen sich vor allem durch eines aus: Kämpfe, die dem Zuschauer möglichst effektvolle Choreographien zu liefern haben, mit eigentlicher Kampfkunst aber nicht mehr viel gemein haben. Selten kann bei solchen Spektakeln noch auf Trickeffekte oder CGI verzichtet werden. Einen komplett anderen Ansatz hingegen verfolgte 2007 der japanische Regisseur Shinichi Nagasaki mit seinem Film „Kuro-obi – Black Belt“: Die dort in den Hauptrollen auftretenden Darsteller sind keine Schauspieler, sondern vielmehr renommierte Karatemeister. Und so bekommt der Zuschauer in „Black Belt“ auch waschechte Kampfkunst zu sehen, ohne Drahtseile und ohne den Einsatz von Computereffekte! Continue reading “Black Belt” – Gastkritik

“Street Kings” – Kritik

StreetKingsPoster Autor: So Seth

Dass Keanu Reeves meisterhaft kotzen kann, weiß der (nach vorn) geneigte Kinobesucher nicht erst seit „Constantine“. Dabei kann man sich bei David Ayers („End of Watch“) Thriller „Street Kings“ zweier Dinge sicher sein. 1. Diese Kritik wird gleich (ein wenig) niveauvoller und 2. Mit dem Kotzen allein ist es nicht getan.

Das Anfangsszenario dieses Thrillers weist einen bereits bewusst den Weg. Denn als der altgediente Polizist Tom Ludlow (K. Reeves) kurz nach dem Erwachen den WC-Deckel würgend zurückschlägt, das Innere nach außen kehrt und wenig später mit Hochprozentigem nachspült, bedrängt einen mehr als nur die Ahnung, dass es hier schmerzhaft weiter gehen wird. Continue reading “Street Kings” – Kritik

“Pina” – Gastkritik

pina-3d-poster Autor: Nina Maier

„Tanzt, Tanzt, sonst sind wir verloren“

Die langjährige Freundschaft zwischen Regisseur Wim Wenders und der weltberühmten Choreographin Pina Bausch veranlasste die Beiden, zusammen einen Film zu machen. Jedoch war Wenders noch lange Zeit auf der Suche nach einer Form, die das Tanztheater in angemessener Art und Weise widerspiegeln würde. Letztendlich fand er heraus, dass er das Verhältnis zwischen Bewegung und Raum nur durch die Hinzunahme der dritten Dimension angemessen darstellen kann. Als Pina dann aber kurz vor Drehbeginn, im Sommer 2009 verstarb, wurde das Projekt ersteinmal auf Eis gelegt. Nach langen Überlegen sah sich Wenders jedoch dazu verpflichtet, die Hommage an seine Freundin auch ohne sie zu vollenden. Ein tolle Idee, wie einem nach dem Anschauen von “Pina” klar wird. Selten wurde Tanz und Theater sinnlicher, besser und vor allem atemberaubender auf die Leinwand gebracht… Continue reading “Pina” – Gastkritik

“7 Psychos” – Kritik

7-Psychos-Poster Autor: So Seth

The First Cut Is The Deepest…

Regiestausendsassa Martin McDonagh zaubert nach „Brügge sehen… und sterben?“ schon wieder.

So richtig gut läuft es nicht bei Drehbuchautor Marty Faranan (Colin Farrell). Und wenn jemand weiß, ein welch kalter Ort LaLa-Land L.A. sein kann, dann ist es ein erfolgloser Schreiberling. Glücklicherweise ist Marty damit nicht allein. Denn dessen Kumpel Billy Bickle (Sam Rockwell) kennt die Krux mit dem Schicksal, in seinem Fall als Aushilfsschauspieler, nur allzu gut. Terminlich dank fehlender Rollenangebote und der lockeren Hauptbeschäftigung als Hundekidnapper an der Seite von Christopher Walken  recht flexibel, nimmt er sich deshalb der Schreibblockade des Freundes an. Wie das aussieht? Zum Beispiel so:

»Und wie kommst du mit den sieben Psychopathen voran, Marty?«
»Langsam, langsam. Tja also ich hab den Titel; aber ich hab‘ noch nicht alle Psychopathen zusammen.«
»Wie viele hast du?«
»Einen. Und der ist kein richtiger Psychopath, er ist mehr so’ne Art – Buddhist.« Continue reading “7 Psychos” – Kritik