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Der Brutale...

“Stormy Monday” – Kritik

Stormy Monday 1 Autor: So Seth

Newcastle Ende der 80er. Was die Stahl- und Großindustrie im Rest des Landes bereits an den Abgrund gedrängt hat, macht auch vor dem Hafenviertel der Stadt am Tyne nicht halt. Was eine ganze Arbeitergeneration in bluesige Depressionen stürzt, gereicht finanzkräftigen Spekulanten aus dem Ausland zu einem Spielplatz eldoradohaften Ausmaßes. Niemand interessiert sich mehr für gewachsene Strukturen, sobald texanische Investoren ein Loblied auf die phoenixhafte Neugestaltung ganzer Stadtteile singen.

Ein solcher Troubadour ist auch der Geschäftsmann Cosmo, gespielt von Tommy Lee Jones. Allzu gern folgt die Mehrheit der Gebeutelten den winkenden Dollarbündeln die angeblich aus Cosmos Taschen quellen. Die Mehrheit oder gar alle? Nicht ganz. Es gibt sie noch, die Widerständler. So zum Beispiel den Jazzclub-Besitzer Finney (Sting). Dessen Laden läuft trotz der Rezession recht gut. Kein Wunder, bringen doch wirtschaftliche Engpässe allzu oft die soulige Innenschicht der Menschen zum Vorschein. Von dem nahe gelegten Verkauf seines Clubs möchte Finney jedenfalls überhaupt nichts wissen. Es kommt wie es kommen muss. Getreu seinem zielstrebig bis gewissenlosen Naturell werden Cosmos Argumente schon bald schlagkräftiger. Nur mit Hilfe der neu eingestellten Putzkraft Brendan (Sean Bean), kann zunächst Schlimmeres verhindert werden. Doch durch den vereitelten Überzeugungsversuch steigen Druck und Gefahr gleichermaßen. Dass Cosmos Ex-Geliebte (Melanie Griffith) inzwischen mit Brendan anbandelt, wird dabei zur Lunte die alles explodieren lässt. Continue reading “Stormy Monday” – Kritik

“Psycho II” – Kritik

psychoIIposter Autor: Leonhard Balk

„Die Vögel II – Die Rückkehr“, „Exorzist II – Der Ketzer”, „Der weiße Hai 2”… Selbst Horrorfilm-Klassiker sind nicht vor schlechten Fortsetzungen immun. Schließlich ist die Horror-Sequel-Anfertigung seit den 1920ern ein ständig zu beobachtendes Phänomen in Hollywood. Schon das legendäre Geschöpf aus dem Monster-Hit „Frankenstein“ der Universal Schreckens-Fabrik bekam zuerst mit einer Braut und dann mit einen Sohn weiteren Zuwachs. Zwar klappten diese frühen Franchise-Versuche noch einigermaßen („Frankensteins Braut“ ist sogar um einiges besser als das Original), doch schon bald mussten Kreativität und Integrität dem industriellen Geldgewinn weichen. Aus verschiedenen Gründen scheint das Horror-Genre hierbei besonders Anfällig zu sein. Vielleicht weil Produzenten scheinbar oft den Grusel-Faktor eines Films mit seiner gesamten Qualität verwechseln. So ist es eigentlich erstaunlich, dass Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Psycho“ erst 23 Jahre nach seiner Erstausstrahlung fortgesetzt wurde. Continue reading “Psycho II” – Kritik

“Jackass presents: Bad Grandpa” – Gastkritik

 BadGrandpaPoster Autor: Nina Maier

Manch einer würde bei der Anfangsszene von „Jackass presents: Bad Grandpa“ die Tür des Kinosaals sofort wieder von außen schließen wollen. Denn sobald Jackass-Altstar Johnny Knoxville in der Rolle des schamlosen, frisch verwitweten Rentners Irving Zisman seinen Penis in einem Getränkeautomaten einklemmt, weiß man, jetzt verabschiedet sich der gute Geschmack. Trotzdem sollte man sich der neuen Komödie von Jeff Tremaine („Jackass“-Reihe) nicht sofort verweigern, da hinter dem berüchtigten Jackass-Humor diesmal auch eine durchaus herzergreifende Geschichte steckt. Continue reading “Jackass presents: Bad Grandpa” – Gastkritik

“Seraphim Falls” – Kritik

Seraphim Falls 1 Autor: So Seth

Pierce Brosnan und Liam Neeson duellieren sich 1868, kurz nach dem US-amerikanischen Bürgerkrieg, mit allem was Holster und Ideenreichtum hergeben.

Dies geschieht in David von Anckens (Episoden-Regisseur für u.a. „Californication“ und „House of Lies“) Western vor einer derart beeindruckenden Kulisse und abseits texanischer Stereotypen, dass man sich auch unter widrigsten Umständen der Sogwirkung kaum entziehen kann. Selbst bei einer Open-Air Vorstellung an mediterranen Gestaden findet sich der Zuschauer katapultartig in die verschneite Bergwelt Nordamerikas versetzt. Bei gefühlten – 15 °C sind Hände klamm, Zehen tiefgefroren und herab geschüttelter Schnee ein beißender Schrecken im Nacken. Continue reading “Seraphim Falls” – Kritik

“Code 46″ – Kritik

Code46 Poster Autor: So Seth

Die Zukunft wartet bei „Code 46“ mit einem Thema auf, das einem bereits unserer Tage nur allzu vertraut vorkommt. Und ist es nicht das Thema als solches, dann zumindest die Angst davor. Denn schon zu Beginn von Michael Winterbottoms Sci-Fi-Thriller führt uns die Kamera von Alwin H. Küchler   („Sunshine“) über eine öde Wüstenei von Landschaft. Bei näherem Hinsehen weist diese erstaunliche Parallelen mit dem ‚großen Garten‘ Südengland auf, während eine nüchterne Erzählstimme die Bestimmungen des Code 46 rezitiert. Von Genscreening ist darin ebenso die Rede wie von erlaubten oder unerlaubten Schwangerschaften und schon ist man drin, in düsteren Zukunftsvisionen á la „Gattaca“ oder „Die Insel“. Continue reading “Code 46″ – Kritik

“Captain Phillips” – Kritik

captain-phillips Autor: Patrick Kunze

Paul Greengrass ist zurück! Drei Jahre nach „Green Zone“ (mit Matt Damon), der sowohl von den Kritikern als auch von den Zuschauern verschmäht wurde, kehrt der Brite mit „Captain Phillips“ zurück nach Hollywood. Mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Tom Hanks („Forrest Gump“) hat sich Greengrass auch gleich einen der größten Namen der Traumfabrik an Land ziehen können. Gepaart mit der Geschichte des von somalischen Piraten entführten Frachtkäpitän Richard Phillips hat der ehemalige Dokumentarfilmer dazu noch eine oscarreife Story dabei, die von den Academy-Mitgliedern geradezu geliebt wird. Doch das aus einer guten Geschichte noch lange kein guter Film hervorgeht, zeigt „Captain Phillips“ einmal mehr überdeutlich. Denn auch wenn auf dem Blatt alles zu stimmen scheint, vermag es Greengrass den Zuschauer nicht auf einer emotional tiefgehenden Ebene zu berühren. So verkommt das Entführungs-Drama schlussendlich zu einer zwar optisch ansprechenden, aber auch überlangen und seelenlosen Hochsee-Hatz. Continue reading “Captain Phillips” – Kritik

“Der Exorzist” – Kritik

DerExorzistPosterAutor: Leonhard Balk

William Friedkins („The French Connection“) Horror-Klassiker „Der Exorzist“ beginnt mit einer überraschend langer Sequenz im Norden des Iraks. Dort treffen wir zum ersten Mal auf den Jesuitenpater Lancaster Merrin (gespielt von Bergmann-Muse Max von Sydow), der eine Ausgrabung in den Ruinen eines alten Tempels übersieht. Die Sonne brennt vom Himmel herunter, die Stadt ist lebendig mit dem bunten Treiben verschiedener Märkte. Eigentlich so ganz und gar nicht passend für die Eröffnungssequenz eines Horrorfilms. Doch plötzlich verwandelt sich der Lärm der Stadt in ein ahnungsvolles Brummen. Merrin entdeckt die Überreste einer kleinen Statue, die ihn mit einer dämonischen Fratze angrinst. Und auf einmal wächst ein unerklärliches Unbehagen sowohl bei Pater Merrin als auch beim nichtsahnenden Publikum. Friedkin ignorierte die Vorschläge seiner Produzenten und behielt diese Szene im Film bei, baute sie sogar auf gute acht Minuten aus. Selten schafft es ein Horrorfilm so schnell und effektiv eine Stimmung des kommenden Übels zu übermitteln wie in „Der Exorzist“. Man weiß, irgendetwas furchtbares ist hier zum Vorschein gekommen und niemand ist sicher, denn das Böse könnte überall lauern… Continue reading “Der Exorzist” – Kritik

“Sunshine” – Kritik

sunshine-posterAutor: So Seth

Umgeben von tiefer Dunkelheit, allein mit dem Schimmer der das Sehnen nach Wärme weckt, mag die Frage; was passiert wenn die Sonne stirbt, weit mehr als nur ein rhetorisches Pochen sein.

Willkommen im Jahr 2064
Willkommen an Bord der Icarus II

Mit der Crew begleiten wir die letzte Hoffnung der Menschheit, die sich einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes gegenüber sieht: Die Sonne ist beinahe erloschen. Ohne Kernfusion in ihrem Innern gibt es nur eines im Überfluss: Tödliche Kälte. Schon einmal versuchten die Menschen den lebensspendenden Stern wieder zu beleben. Doch die Icarus I samt ihrer Mannschaft und einer gigantischen Bombe, welche das innere Feuer des Himmelskörpers aufs Neue wecken sollte, ging unter ungeklärten Umständen kurz vor Erreichen des Ziels verloren. Nun also nach sieben Jahren der zweite und letzte Versuch. Denn die Welt ist kein Geldautomat und für Nummer drei würden weder Zeit noch Ressourcen reichen… Continue reading “Sunshine” – Kritik

“Gravity” – Kritik

gravity-teaser-kinoplakatAutor: Patrick Kunze

Das Licht geht aus, der Vorhang öffnet sich und die Musik beginnt. Langsam, kaum merklich steigert sich ein leiser Ton zu einem brutalen Wummern, das dem Zuschauer beinahe im Ohr weh tut. Auf einmal nur noch Stille, Dunkelheit – „Gravity“.

Nach seiner brutalen und wachrüttelnden Dystopie „Children of Men“ mit Clive Owen in der Hauptrolle ist Regisseur Alfonso Cuarón zurück auf der großen Leinwand. Sieben Jahre benötigte der Mexikaner um seine Vision eines perfekten Weltraum-Films zu verwirklichen und umzusetzen. Denn neben Problemen beim Casting machten Cuarón vor allem die noch nicht ausgereifte Technik zu schaffen. Doch wenn man am Ende der 90-minütigen Tour-de-Force mit schweißnassen Händen im Kinosessel sitzt, dankt man dem Regisseur für die Zeit, die er sich gelassen hat. „Gravity“ ist ein Meisterwerk der Extraklasse. Der Film setzt nicht nur neue Standards in Sachen Kamera, 3D-Umsetzung, Drehbuch, Schnitt, Ton und Regie sondern vor allem die Messlatte für die noch kommenden Filme in diesem Jahr extrem weit nach oben. Continue reading “Gravity” – Kritik

“Ain’t Them Bodies Saints” – Kritik

ATBS-Poster

Autor: Leonhard Balk

Magic Hour. So nennt man in Filmkreisen die Stunde vor Sonnenuntergang und nach Sonnenaufgang, wenn der Himmel von einem rötlichen Ton durchdrungen ist. Besonders beliebt ist dieses Zeitfenster bei Filmemacher Terrence Malick, dessen Film „Days of Heaven“ fast ausschließlich zu diesen Stunden gefilmt wurde. Diese ästhetische Wahl verleiht den Bildern seines Films eine wundersame, meditative Qualität, in der die individuellen Figuren mit ihrer Umgebung eins werden. Die Landschaft spielt in Malicks Beziehungsdrama somit eine ausschlaggebende Rolle. In den Feldern und Hügeln dieser Landschaft bewegen sich die Charaktere der Handlung in oft nachdenklichen, manchmal gewalttätigen Bahnen. Diese Gewaltausbrüche sind umso schockierender und effektiver, da man sich immer noch in einem kontemplativen, besinnlichen Zustand befindet. Es entsteht eine Atmosphäre, die vor Spannung nur so knistert. David Lowery versteht es in „Ain’t Them Bodies Saints“ in genau diesem Sinne einzelne Bilder für sich sprechen zu lassen. So benutzt auch er die vielseitigen Eigenschaften der Magic Hour, um die Schönheit und Brutalität der texanischen Wildnis widerzuspiegeln. Hier ist also von Anfang an klar, dass es neben stillen, besinnlichen Momenten auch zu tödlichen Auseinandersetzungen kommen könnte. Als Einleitung für das bevorstehende Geschehen begnügt sich Lowery treffenderweise mit einem einfachen Schriftzug, der gleichzeitig vieles erklärt: „This Was In Texas“.

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